Dienstag, 17. Januar 2012

17 Spain-Finland-Hungary. Sweden

Hi, Sweden !
Das erste Mal in Schweden. Ich hatte schon einiges über dieses Land gehört und gelesen. Nun fand ich endlich die Gelegenheit, es etwas kennenzulernen. 2.000 km lagen vor mir. Von Göteburg über Stockholm nach Haparanda an der Grenze zu Finnland. Bei Nieselregen lief die Fähre in den Hafen ein. 
Sogleich machte ich mich auf den Weg gen Nord-Ost. Zunächst auf einer Schnellstraße nach Nödinge. Eine andere Möglichkeit bestand nicht, wie mir bald die freundliche Polizei bestätigte. Nach dem Passieren von Älvängen bog ich nach Skepplanda ab. 12 km weiter fand ich eine schöne Schlafstatt mitten in einem lichten Mischwald. Weiter über Sollebrunn, Nossebro, Grästorp, Tadene nach Lidköping. Dann Mariestad, Töreboda, Undenäs, Tived, Askersund, Lerbäck, Regna, Katrineholm, Lerbo, Flen, Gnesta, Vacksta, Tumba, Stockholm.

Nachdem ich es aus Göteburg mit Rad und Gepäck herausgeschafft hatte, ging es darum, einen Supermarkt zu finden. Schweden ist kein Euroland, was kein Problem darstellte. Einfach mit der Creditcard bezahlen. Geldumtausch war nicht notwendig. Ich hatte gedacht, die Preise für Lebensmittel seien in Schweden weitaus höher, als in Deutschland. Jedoch, das hielt sich in Grenzen. Bier war natürlich teurer. Süd- und Mittelschweden sind offene Landschaften mit Farmen und entsprechenden Agrarstrukturen, ab und zu kommt man an einem See vorbei.
Breite, gute Straßen. Es erstaunte mich immer mal wieder, von amerikanischen Straßenkreuzern überholt zu werden. Die sind in ganz Schweden verbreitet.
In Schweden hatte ich den Eindruck, nicht mehr in Europa, sondern eher in Amerika zu sein.
Die Schweden sind ein 8-Millionenvolk. Um so erstaunlicher ist es, dass sie in der Lage sind, ein eigenes Kampfflugzeug zu entwickeln. Die ausgestellte Maschine, es müßte sich um eine "Draken" der Firma Saab handeln, fotografierte ich unweit einer breiten Straße, die während des Kalten Krieges zu Übungszwecken als Start- und Landebahn diente. In der heutigen Zeit produziert Schweden die "Gripen", die in die dieselbe Gruppe wie der "Eurofighter" gehört. Schweden ist also ein High-Tech-Land.
Nach Lidköping, das an einem großen See liegt, fuhr ich ruhig auf einem Radweg entlang, als mich eine etwa 50-jährige, blonde Frau auf dem Rad einholte und wir so ins Gespräch kamen. Sie lud mich in ihr Haus ein, wo ihr Mann bereits auf uns wartete. Das war alles ganz locker und wie selbstverständlich. Es handelte sich um eine gut situierte, mittelständische Familie. Vor der Garage stand ein großer Volvo. Das Haus war gut eingerichtet. Die Schwedin bereitete ein Essen vor, während meine Sachen in der Waschmaschine rotierten. Das war eine spontane, herzliche Begegnung, die mir in guter Erinnerung bleibt.
Bald sollte ich die ersten Schotterstraßen kennenlernen. Sie sind einsam, kaum befahren und beginnen mitunter abrupt. Von Asphalt auf Schotter. Der längste Abschnitt mit Schotter, den ich mit dem Rad durchfuhr, hatte eine Distanz von mehr als 30 km. Da war ich nahezu allein unterwegs.
Mit Stockholm hatte ich etwas Pech gehabt. Als ich gerade die Stadt über eine Unzahl von sich kreuzenden Radwegen erreicht hatte, gab es ein kräftiges Gewitter über der Stadt mit anschließendem Regen, so dass ich kein einziges Foto machen konnte. Die Stadt ist teilweise recht hügelig. Brücken verbinden vom Wasser umflossene Stadtteile.
Stockholm verließ ich über Sollentuna, Uppl.- Väsby, Vallentuna, Skoby, Osterbybruk, Skärplinge, Gävle. Weiter direkt der Küste folgend, parallel zur E4, nach Söderhamm, dann auf E4 nach Hudiksvall, Sundsvall, Timra, Härnösand, Kramfoss, Solleftea, Hella, Asele, Lycksele.
Die Nationalstraße E 4 verläuft dann entlang der Ostseeküste. Im Sommer ist sie gut befahren, hat aber keinen richtigen Seitenstreifen. Deshalb war es für mich nicht einfach, diese Route über lange Distanzen zu benutzen.  Bloß keinen Schlenker mit dem Rad machen. Statt Leitplanken waren Stahlseile zum Abfangen installiert.
Schweden ist ein relativ großes Land. Ich fuhr und fuhr und hatte nach einem Blick auf die Landkarte den Eindruck, kaum von der Stelle zu kommen. In Nordschweden arbeiteten hübsche Verkäuferinnen an den Supermarktkassen. Sie sagten mir, dass sie studieren würden und im Sommer aus dem Süden des Landes kommen, um sich etwas Geld zu verdienen.
Etwa 20 km nach Härnösand tauchte im Verlauf der E 4 eine riesige Hängebrücke am Horizont auf, die für Radfahrer gesperrt ist. Es ergab sich so die Gelegenheit, weiter ins Innere des Landes zu fahren. Ich bog in Richtung Kramfors, Solleftea ab und bereute es nicht. In Schweden ist es nicht selten, dass man an Supermärkten von ehemaligen Deutschen angesprochen wird, die in den 50-iger Jahren ausgewandert sind.
Mitten im Sommer offenbarte sich mir eine wunderschöne Naturlandschaft. In einem kleinen Ort war eine maschinelle Säge ausgestellt, die Bäume zu Brettern zersägte. Ein Symbol für die angesiedelte holzverarbeitende Industrie. Ausländische Touristen bemerkte ich in dieser Gegend nicht. Zum Abend kamen die Mücken. Besonders nach Gewitterschauern am Nachmittag wurden sie unerträglich.
Lycksele ist ein Ort, in dem Schweden gerne ihren Urlaub verbringen. Dort unterhielt ich mich längere Zeit mit einem Busfahrer.
Erst später, ich war schon in Südpolen, erfuhr ich von einem schwedischen Reisenden, dass in der Gegend von Lycksele gewichtige Braunbeeren leben. Während meiner Reise durch ganz Skandinavien wußte ich nichts davon. Im Internet las ich dann, dass ein Vierzehnjähriger in Begleitung seines Vaters einen 204 kg schweren Braunbeeren erlegt hatte - und das in der Gegend von Lycksele. Dort hatte ich seelenruhig mein Zelt im Wald für die Nacht aufgestellt, ohne mir was dabei zu denken. In Schweden soll es mehr als 1.000 Braunbeeren geben.
So gab es einen Fall, dass der Hund eines Jägers einen Bären aufgestöbert hatte. Der Hund lief zum Jäger zurück, der Bär hinterher. Der überraschte Jäger wurde vom Bären getötet.
Ich darf mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn mich solch ein Tier aus dem Schlaf geweckt hätte. Manchmal ist es gut, wenn man nicht zu viel weiß.
Am späten Nachmittag in Nordschweden. Es ist schwül. Kein einziger Windhauch. Ein Gewitter zieht auf. Danach kommen die Mücken. Selten kommt noch ein Auto um diese Zeit vorbei. Abends, nach
19 Uhr, gehört einem die Straße allein. Die Ruhe, nur Natur ringsherum, einzigartige Momente meiner Tour. Was habe ich nur erleben dürfen. Um diese Zeit wird es im Norden kaum richtig dunkel. Nach Mitternacht könnte man noch die Buchstaben in der Zeitung erkennen.
Am Abend, gegen 19:30 Uhr, fuhr ich in aller Ruhe auf der Straße entlang und hing meinen Gedanken nach. Plötzlich stutzte ich, denn da war etwas. Ich schaute auf und es konnte nicht wahr sein. Da stand er tatsächlich, keine 40 m vor mir, am Straßenrand. Er schaute mich an, so, als hätte er noch nie einen Radfahrer mit so viel Gepäck gesehen. Ich hielt sofort an und griff nach meinem Fotoapparat. Zu spät, er lief bereits über die Straße. Nein, er lief nicht, er tänzelte mehr, wie eine Marionette. Es war der erste Elch, den ich in meinem Leben zu Gesicht bekam. Scheinbar ein seltenes Tier. In ganz Skandinavien auf fast dreitausend km sah ich ihn nur auf einer Straße von 30-40 km Länge. Sonst nie wieder. Ich war wirklich beeindruckt. Auch Elche können gefährlich werden und haben Menschen in Schweden getötet.
Das Foto oben gehört für meinen Geschmack zu den schönsten meiner gesamten Reise. Aber hinter dem Schönen kann sich auch manchmal Schlimmes verstecken. So erging es mir an diesem späten Abend. Das Gewitter war schon lange abgezogen und hinterließ paradisische Bedingungen für die Mücken. Nach vielen gefahrenen km an diesem Tage machte ich endlich Rast für die Nacht in einer kleinen Waldschneise in Höhe des Sees neben der Straße.
Kaum das Rad abgestellt, überfielen mich die Mücken. Es müssen ungezählte, Tausende gewesen sein. Da half nur eins: Sofort die langen Regenhosen anziehen, ebenso die Jacke. Äußerst schnell das Zelt aufbauen und hinein. Geschafft. Fast, denn ein paar Mücken waren noch im Zelt.
Da hatte ich einen kleinen Trick: Lampe auf die Mücke richten, den Handrücken mit etwas Speichel versehen, sich langsam der Mücke nähern und schnell die Hand auf die Mücke. Klappt immer. Nach fünf Minuten ist Ruhe im Zelt. Ich erlebte es schon, dass außerhalb des Zeltes Abertausende von Mücken die ganze Nacht hindurch summten. Ich dachte oft, dass diese kleinen Insekten einen Menschen ohne Schutz in den Wahnsinn treiben können. Das kann keiner auf Dauer aushalten.
Morgens, beim Abbauen, dieselbe Situation mit den Mücken. Erst, wenn ich wieder auf dem Rad saß, konnte ich erleichtert aufatmen. Bis zum nächsten Abend in dieser Gegend.
Nach Lycksele nahm ich folgende Strecke: Finnäs, Arvidsjaur, Vistheden, Boden, Morjäv, Kalix, Sangis, Haparanda.

Am Abend des 31.7.08 befand ich mich nur noch wenige km vor der Grenze zu Finnland. Die Stadt für den Grenzübertritt hieß Haparanda. Während der Nacht in einem Kiefernwald mit sandigem Boden gab es einen Temperatursturz von mindestens 15 Grad Celsius.
Am anderen Tag waren die Wolken verschwunden. Die Sonne schien und es wehte ein fühlbar eisiger Wind. Die Leute trugen Winterkleidung, und das am ersten Augusttag. Wenige Tage später, während der Tour durch Finnland, hatte ich mehrere Male am Morgen eine dünne Eisschicht auf dem Zelt. Die aufgehende Sonne schmolz es aber schnell hinweg. Sonst blieb es recht kühl und der Himmel bedeckt über Finnland.
Angenehm war, dass mir wegen dieser kühlen, trockenen Wetterlage nicht eine einzige Mücke begegnete. Wie gesagt, die Mückenplage begleitete mich im Norden Schwedens bei gewittrigem Wetter.
Vor der Durchfahrt nach Finnland besorgte ich mir noch ausreichend Nahrung und Getränke in einem großen schwedischen Supermarkt. Nun konnte mir nicht mehr viel passieren. Transportmittel, Essen und Trinken sowie das Haus (Zelt), alles dabei. Ein neues Land, was wollte ich noch mehr. 
  
Sweden, a beautiful and nice country !
Tourdaten:
 Datum

16.7.2008
 Tages-km

58
Fahrzeit h
Höhenmeter
km/h
 Bemerkung

*
17.7.
112
6:10
410
18,1
** heiter
18.7.
116
7:30
710
15,3
Schauer
19.7.
145
9:30
938
15,1
Gewitter
20.7.
91
6:30
750
13,7
heiter, Wind
21.7.
128
8:10
830
15,5
*** Gewitter
22.7.
141
8:40
510
16,2
heiter
23.7.
141
8:25
520
16,7
sonnig
24.7.
130
8:30
980
15,3
warm
25.7.
129
8:50
1120
14,5
heiß
26.7.
132
9
900
14,6
heiß
27.7.
81
5:20
500
15,1
**** heiß
28.7.
128
8:10
760
15,6
heiß, Schauer
29.7.
114
7:10
680
15,6
heiter, warm
30.7.
148
8:50
570
16,9
heiter, warm
31.7.
114
7:10
610
15,9
Schauer
16 Tage
D./Tag
1908
119,25

10788
674

>Finnland
Bis zur schwedisch-finnischen Grenze noch: 26 km
*         Fähre von Frederikshavn nach Göteburg (45 €)
**       Einladung bei schwedischer Familie
***     Fahrt durch Stockholm bei Gewitter
****   im See gebadet










   

  





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